Die Layout-Analyse in zwei Fällen

Ein Erfahrungsbericht

Das Schema der Layout-Analyse

Die nebenstehende Layout-Analyse besteht aus 14 Medienbausteinen, die in sechs unterschiedlichen Farben gefärbt sind. Daneben sind sie mit 17 Linien verbunden, die ebenfalls in drei Kategorien unterteilt werden können.

Das Erstellen einer solchen Analyse dauert in etwa zwei bis drei Stunden. Wenn man das liest, könnte man sich zu Recht fragen: Dauert das nicht zu lange? Ist die Herangehensweise möglicherweise zu komplex? Und was bringt mir das überhaupt im Hinblick auf die Schulbuchforschung und für die Anwendung des Deskriptionsschemas? All diese Fragen sollen in dem folgenden Bericht genauer beleuchtet werden.

Markierungen der Medienbausteine für die Layout-Analyse der Schulbuch-Doppelseite aus „Das waren Zeiten“, S. 124 – 125.

Die Fälle

Die erste Doppelseite (siehe nebenan) stammt aus dem Schulbuch Das waren Zeiten und behandelt Karl den Großen. Bei der Arbeit mit der Doppelseite lag das explizite Interesse auf dem Bild der Lorscher Torhalle, die ein ikonisches Motiv für die karolingische Epoche darstellt. Daher war es von besonderem Interesse zu erarbeiten, wie dieses Bild in die Doppelseite integriert ist. Schließlich lassen sich die verschiedentlichen Bezüge auf den ersten Blick der Seite nicht erkennen.

Die zweite Doppelseite ist dem Schulbuch Horizonte 7 entnommen und stellt einen Exkurs über die Colonia Claudia Ara Aggripinensium dar. Das Untersuchungsinteresse konzentierte sich dabei vor allem auf die Abbildung des Maternussteins und der zugehörigen Transkription und Übersetzung. Zu Inschriftensteinen werden in Schulbüchern eher selten Übersetzungen oder Transkriptionen hinzugefügt, weshalb ein besonderes Interesse darin bestand, zu untersuchen zu welchem Zweck der Autor sie verwendet hat.

Abb. 1: Von der Doppelseite ausgehend werden zuerst Medienbausteine, wie Autorentexte und Bilder identifiziert und sichtbar gemacht.

Abb. 2: Die weitere Schulbuchseite aus „Horizonte 7“, S. 68 – 69, die exemplarisch zur Analyse herangezogen wurde.

Die Layoutanalyse: Durchführung und Ergebnisse

Folgende Graphiken zeigen die schrittweise Durchführung der Layout-Analyse:

Erste Layout-Analyse der Schulbuch-Doppelseite aus „Das waren Zeiten“

Zweite Layout-Analyse der Schulbuch-Doppelseite aus „Horizonte 7“.

Ergebnisse der ersten Analyse:

Erstens: Der Autor hat das Kapitel mit einem klaren thematischen Narrativ, einem roten Faden von Zusammenhängen, versehen, das sich rigoros von der Überschrift durch alle Autorentexte und einige der Bildelemente zieht. Dieses lautet: das ist „Karl der Große“.

Zweitens: Das Bild der Torhalle ist nicht Teil dieses stringenten Narrativs, sondern eines zweiten Geflechts von mehr oder weniger engen Verknüpfungen. Dieses Geflecht zeigt zwar inhaltliche Zusammenhänge zu Medienbausteinen, die zum Hauptnarrativ gehören, jedoch hat es keinen direkten inhaltlichen Zusammenhang mit diesem.

Ergebnis der zweiten Analyse

Im Gegensatz zur ersten Analyse zeigt sich in der zweiten, dass die Medienbausteine sehr wenige Zusammenhänge untereinander aufweisen. Erst die Aufgaben binden die Medienbausteine zusammen. Es gibt also kein durchgehendes Narrativ, das der Doppelseite eine Struktur gibt. Stattdessen sind die Medienbausteine auf die Verwendung in den Aufgaben ausgerichtet. Was den Untersuchungsschwerpunkt angeht, lässt sich erkennen, dass weder Trankription noch Übersetzung mit einem anderen Medienbaustein verbunden sind. Das heißt, wenn Lehrer*innen oder Schüler*innen nicht bewusst in den Unterricht einbringen oder aus persönlichem Interesse wissen wollen, was auf dem Maternusstein steht, erfüllen Transkription und Übersetzung in der Struktur der Doppelseite keine Funktion.

Die Layout-Analyse: Kosten und Nutzen

Wie nützlich ist die Layout-Analyse also? Wie man an den oberen Gallerien nachvollziehen kann, ist die Analyse ziemlich simpel durchzuführen. Natürlich kann das Ergebnis bei vielen Medienbausteinen auf der Doppelseite komplex und unübersichtlich werden, aber sie liefert uns einzigartige Erkentnisse über die Struktur einer Doppelseite und die Beziehung der Medienbausteine untereinander.

Ohne Layout-Analyse hätte man in diesen Beispielen keine Erkentnisse über Aspekte erhalten, wie z.B. die narrative Stringenz des Kapitels „Karl der Große“ oder dass die Transkription und Übersetzung des Maternussteins keinen inhärenten Zweck in der Doppelseite erfüllt. Generell lässt sich ohne Layout-Analyse keine sinnvolle Aussage über die Beziehung zwischen Text und Bild treffen, denn außer einfachen direkten Verknüpfungen lassen sich Zusammenhänge auf Doppelseiten nicht ohne optische Hilfsmittel, wie die Layout-Analyse, erfassen und bewerten.

Will man also den Nutzen eines Bildes in Schulbüchern erfassen oder die Arbeitsweise eines/r Autor*in beim Erstellen einer Doppelseite untersuchen und verstehen, liefert ausschließlich die Layout-Analyse die nötigen Informationen – wie man nicht zuletzt an diesem Beispiel sieht.

Von Thomas Böhler