Der „Europäische Bildersaal“ in hessischen Geschichtsschulbüchern
Fragestellung und Definitionen
Das Ziel der Untersuchung ist es zu zeigen, wie der „Europäische Bildersaal“ in hessischen Geschichtsschulbüchern vertreten ist. Bei dem „Europäischen Bildersaal“ handelt es sich um eine Gruppe von 14 Bildern, die besonders häufig zur Bebilderung der europäischen Geschichte eingesetzt werden. Dies zeigte eine empirische Untersuchung von Bildbeständen aus 42 europäischen Staaten aus den Jahren 2003 und 2004. Die Forscher*innen Susanne Popp und Michael Wobring stellten dabei heraus, dass die dem Bildinventar zugehörigen Gemälde, Grafiken und Fotografien allesamt herausragende politische Ereignisse von europäischer, teilweise sogar globaler Bedeutung zum Gegenstand haben und somit in besonderer Weise unser Geschichtsbewusstsein prägen.[1] [2]
Der „Europäische Bildersaal“
Korpus und Methode
Um zu prüfen, inwiefern der „europäische Bildersaal“ auch in hessischen Schulbüchern eine herausragende Stellung einnimmt, wurden alle in Hessen zugelassenen Schulbücher für das Fach Geschichte in den Sekundarstufen I und II untersucht. Die Bücherreihen konnten im Georg-Eckert-Institut (Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung) in Braunschweig eingesehen werden, wobei die jeweils neuesten Auflagen der vorliegenden Bände herangezogen wurden.
Für die Sekundarstufe I sind 9 Reihen zugelassen mit einer Gesamtzahl von 34 Bänden. In der Sekundarstufe II sind es 7 Reihen mit 14 Bänden. Hier sei erwähnt, dass sich in 11 Büchern der Sekundarstufe I keine Bilder aus dem „Europäischen Bildersaal“ befinden, da dieser sich aus Bildern der Neuzeit zusammensetzt und die 11 Bände, in denen sich keine Bilder befinden, die Themen Antike und Mittelalter behandeln. Für die Bücher der Sekundarstufe II ist das anders. Dort finden sich in jedem Band Bilder aus dem Bildersaal, da die behandelte Epoche in diesen Büchern die Neuzeit ist.
Anhand einer quantitative Erfassung wurden die Bücher, die das Untersuchungskorpus konstituieren, durchgesehen und die Bilder aus dem „Europäischen Bildersaal“, die sich in ihnen befinden, gezählt.
Ergebnisse
Als Ergebnis konnte festgehalten werden, dass das Bild „Die Proklamierung des Deutschen Kaiserreiches im Spiegelsaal von Versailles“ von Anton Alexander von Werner in der Friedrichsruher Fassung in den meisten Bänden zu finden ist.
Ein Bild aus dem Bildersaal ist in keinem der Bücher enthalten, dabei handelt es sich um „Die Massaker von Chios“ von Eugène Delacroix.
Die Reihen, die die meisten Bilder aus dem Bildersaal enthalten, sind entdecken und verstehen und Histoire/Geschichte mit jeweils 9 Bildern aus den 14 des Bildersaals.
Drei einzelne Bände enthalten jeweils 5 Bilder: Zeitreise (Band 3), Horizonte (Sek. I, Band 3) und Geschichte und Geschehen (Sek. II).
Häufigkeit | Bild |
---|---|
17 | Werner, Proklamierung |
15 | David, Ballhausschwur / Berliner Mauer |
11 | Trumbull, Unabhängigkeitserklärung |
7 | Goya, Erschießung / Delacroix, Freiheit / Jalta Konferenz |
6 | Chaldej, Hissen Fahne |
4 | Picasso, Guernica / Orpen, Versailler Vertrag |
2 | Werner, Kongress Berlin / Isabey, Wiener Kongress / Serow, Lenin |
0 | Delacroix, Chios |
Literatur
[1] Popp, Susanne, Wobring, Michael: Einführung in den „europäischen Bildersaal“. In: Popp, S., Wobring, M. (Hrsg.): Der Europäische Bildersaal. Europa und seine Bilder. Analyse und Interpretation zentraler Bildquellen. Schwalbach/Ts, 2014, S. 4-15.
[2] Popp, Susanne: Europaweit gemeinsame Bilder? Anmerkungen zu europaweiten Präferenzen im Bildinventar aktueller Schulbücher. In: Schönemann, B., Voigt, H. (Hrsg.): Europa im historisch-didaktischer Perspektive. Idstein, 2007, S. 210-224.